Von Ende Oktober bis Dezember 2019 war ich vor Beginn meines Medizinstudiums in Cusco, Peru, und arbeitete in der Augenklinik CEPRECE. In dieser Zeit wohnte ich bei Dr. Frilo Silva, dem Direktor von CEPRECE, und seiner Familie.
Ich habe eine spannende und interessante Zeit in Cusco erlebt und war sehr glücklich, in der Familie Silva als Gast aufgenommen zu sein.
In der Klinik wurde ich gut eingebunden und konnte sowohl bei der Anamnese als auch bei der Dokumentation mithelfen. Bei den Operationen durfte ich aus nächster Nähe zuschauen.
Bei CEPRECE (Centro de Prevención de Ceguera) handelt es sich um eine Augenklinik in Cusco in den peruanischen Anden. Das „Zentrum für Blindheitsprävention“ bietet eine bezahlbare und für Patienten, die sich eine Behandlung nicht leisten können, auch kostenlose augenärztliche Versorgung an.
Für die meisten Patienten aus Cusco und der Umgebung von Cusco ist ein Behandlungstermin bei CEPRECE mit einer langen Busanreise verbunden und wird daher zu einem Tagesausflug. Schon vor Öffnung der Augenklinik stehen viele Patienten vor der Klinik in der Warteschlange, um sich behandeln zu lassen. Die Krankenschwestern koordinieren die Anmeldung der Patienten, und der Warteraum füllt sich schnell mit vielen Patienten.
Viele Patienten zögern einen Behandlungstermin bei CEPRECE hinaus, da sie arbeiten müssen oder befürchten, die Behandlung nicht bezahlen zu können. Bei den meisten Patienten, die sich im Centro vorstellen, liegt deshalb bereits eine starke Einschränkung der Sehfähigkeit vor. Auf den Sehtafeln können sie Buchstaben und Zeichen oft nicht mehr erkennen.
Nach der Anamnese werden die Patienten an einen bei CEPRECE arbeitenden Optiker weitergeleitet, der bei Bedarf die Sehstärke misst und ein Brillenrezept ausstellt. Alle Patienten werden von den Augenärzten untersucht und beraten.
Die Klinik wird zum großen Teil durch Spenden finanziert, ihre Leistungen sind daher für die Patienten bezahlbar.
An zwei Tagen in der Woche werden von CEPRECE im Operationsbereich verschiedene Operationen durchgeführt. In der Mehrzahl handelt es sich um Operationen von Katarakten (Grauer Star). Viele Patienten mit einem fortgeschrittenen Katarakt können vor der Operation nur den Lichtstrahl einer Taschenlampe direkt vor ihrem Auge wahrnehmen. Die Linse in ihrem Auge lässt kein Licht mehr durch.
Zunächst klärt behandelnde Augenarzt die Patientin oder den Patienten über den Operationsverlauf auf. Bei der 15-minütigen Operation, einem einfachen Standardeingriff, wird die alte trübe Linse durch eine künstliche Linse ersetzt und die Patienten können wieder sehen. Der Eingriff wird unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Die Patienten können im Anschluss an die OP mit ihren Angehörigen nach Hause gehen.
Durch die Augenoperationen bei CEPRECE wird so Woche für Woche vielen Menschen ein großes Stück Lebensqualität zurückgegeben, sie können wieder arbeiten und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Im Abstand von ungefähr drei Wochen organisiert CEPRECE sogenannte Campañas für die Bevölkerung. Dabei handelt es sich um kostenlose Behandlungen, die sowohl in der Region Cusco als auch bei CEPRECE vor Ort erfolgen. Die Außeneinsätze finden meist am Wochenende statt, damit die laufenden Behandlungen in der Woche nicht eingeschränkt werden müssen.
In meiner Zeit bei CEPRECE konnte ich bei einem Außeneinsatz in einem Frauengefängnis sowie bei weiteren Außeneinsätzen in kleineren Dörfern und Städten teilnehmen.
Auch hier warteten immer schon viele Patienten auf die kostenlosen Sehtests, Brillenverschreibungen aber besonders auf die Katarakt Operationen.
Bei einem Außeneinsatz im zwei Stunden von Cusco entfernten Sicuani sind wir morgens um 6.30 Uhr aufgebrochen und erst am späten Abend zurückgekehrt. In Sicuani bauten wir im regionalen Krankenhaus in den für uns zur Verfügung gestellten Räumen die mitgebrachten Untersuchungs- und Operationsgeräte sowie das Operationsmaterial auf. Von den vielen bereits wartenden Patienten operierte Dr. Frilo Silva an diesem Tag 20 Katarakte. Für weitere Patienten wurde ein Termin in Cusco vereinbart.
Jedes Jahr vor Weihnachten findet eine Campaña navideña (Weihnachtskampagne) statt.
Der Pick-up, der bei den Außeneinsätzen dem Transport der Ärzte und Krankenschwestern sowie der Operationsgeräte und -material dient, wird mit kleinen Geschenken beladen, für die die Mitarbeiter von CEPRECE zuvor Geld sammeln.
In einem kleinen Dorf in der Nähe von Cusco wurden diesmal diese Geschenke an Schulkinder verteilt. Viele Kinder liefen uns schon entgegen als sie den Pick-up sahen.
Die Freude war auf allen Seiten sehr groß beim Verteilen von Puppen, Spielzeugbaggern, Schokolade, Müsliriegeln und von kleinen Snacks.
Für meinen Aufenthalt in Cusco in der Augenklinik möchte ich CEPRECE und den Mitarbeitern, die mich wie selbstverständlich eingebunden haben, danken. Mein ganz besonderer Dank gilt Dr. Frilo Silva und seiner Familie, die mich herzlich in ihre große Familie aufgenommen haben und mir eine unvergessliche Zeit in Peru ermöglicht haben.
Ich werde gerne in der Zukunft wieder nach Cusco fahren und in CEPRECE mithelfen.
Franziska Josten